03. Juli 2020 – WikiLeaks-Journalist Julian Assange wird 49 Jahre alt und muss den zweiten Geburtstag in Folge im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London verbringen, das berüchtigt ist als britisches Guantanamo Bay. Seit Wochen und Monaten darf er keinen Besuch empfangen, d.h. nicht nur Freunde und Familie kann er seit März nicht mehr sehen sondern auch der persönliche Kontakt zu seinen Anwält*innen wird ihm verwehrt. Eine auch nur annähernd angemessene Vorbereitung auf seine Verteidigung ist damit völlig ausgeschlossen.

Während Assange seinen Geburtstag in Einsamkeit und Isolation in einer Einzelzelle verbringt, feiern Menschen ihn rund um die Welt und sind in Gedanken bei ihm und seiner Familie. Weltweit gibt es am 03. Juli Feiern, Mahnwachen und Veranstaltungen für Julian Assange, der mit WikiLeaks den Journalismus revolutioniert und auf eine höhere Ebene katapultiert, und gleichzeitig enorm viel Gutes für unglaublich viele Menschen dieser Welt bewirkt hat durch die Aufdeckung von Kriegsverbrechen, Korruption, Umweltverbrechen, Ausspionieren der Bevölkerung und vieles mehr.

In Assanges Heimat Australien gab es Geburtstagsfeiern für ihn u.a. in Melbourne, Sydney, Perth, Adelaide und weiteren Städten.

Mehrere australische Stadträte haben übrigens Unterstützungs-Erklärungen herausgegeben, in denen die sofortige Freilassung von Julian Assange gefordert wird, so die Städte Melbourne, Moreland, Fremantle, Lismore, Yarra und Darebin.

Und eine parteiübergreifende Kommission von australischen Parlamentarier*innen setzt sich seit knapp einem Jahr für seine Freilassung ein.

Assanges Anwältin und Verlobte Stella Morris postete zum 03. Juli ein Video vom Geburtstagskuchen-Backen mit den beiden gemeinsamen Söhnen Gabriel (3 Jahre) und Max (1 Jahr).

Eine der ersten Geburtstagsfeiern startete in Wellington, Neuseeland. Alex Hills veranstaltete dort mit der Initiative Candles4Assange einen mehrstündigen Livestream, und in ihrer Kompilation der Geburtstagsveranstaltungen sind auch deutsche Städte vertreten, u.a. Hamburg4Assange.

Rund um die Welt gab es Feiern, z.B. in London, Brüssel, Stockholm, Wien, Toronto, San Francisco, Denver, Washington und vielen weiteren Städten. Einige Städte konnten nur virtuell teilnehmen, wie Mexico-City, Guadalajara, Rio de Janeiro, Liverpool und auch Tel Aviv.

In Deutschland ging es zum Teil schon vor Assanges eigentlichem Geburtstag los, Leipzig startete am 01. Juli, am 02. Juli folgten Stuttgart und Berlin. Am 03. Juli gab es Geburtstags-Mahnwachen in Cottbus, Ulm, Frankfurt, Hamburg, München und in Köln.

In Köln ließen sich Aktivist*innen von Arbeiterfotografie zum 03. Juli etwas ganz Besonderes einfallen: An diesem Tag startete die Julian Assange Ausstellung, mit Schwerpunkt auf der ersten Runde des Schauprozesses. Es handelt sich um eine lebendige Ausstellung, die permanent wächst, so dass Künstler*innen aus verschiedenen Bereichen weiter eingeladen sind, ihre Werke beizusteuern, seien es Zeichnungen, Gedichte, Skulpturen, Musikstücke, Fotografien oder andere Arbeiten (Bei Interesse bitte Email an arbeiterfotografie@t-online.de).

Nach der Eröffnung der Ausstellung wurde in Köln am Chlodwigplatz weitergefeiert. Viele Menschen waren da, um die Mahnwache zum Geburtstag des Australiers zu unterstützen. Bei gratis Kuchen konnten sich Interessierte über aktuelle Entwicklungen informieren und vor allem über Möglichkeiten der Unterstützung von Julian Assange.

Es gab ein offenes Mikrofon, und sogar eine australische Sängerin war dabei, die spontan ein paar inspirierende Worte sagte und ein Lied für ihren Landsmann anstimmte. Sie erklärte hinterher im Gespräch, dass Australier*innen von der Mentalität her sehr viel Wert auf Wahrheit legen und ziemlich direkt aussprechen was sie denken. Anders als z.B. die höflichen Briten nehmen Australier*innen ihr zufolge kein Blatt vor den Mund.

Die Veranstaltung hatte viele Highlights, der großartige Rapper Kompass MC führte während der ganzen Zeit von 17 – 21 Uhr durch das Programm und unterhielt das Publikum mit seiner kreativen Musik, die zum Nachdenken anregt. Seinen Song „Danke Mama“ widmete er Julian Assanges Mutter Christine Assange.

Mit super Musik war auch das Duo Bijan& Ludmillus am Start, ebenso wie Lutz Weber u.a. mit einem Freiheits-Song für Julian.

Mit von der Partie war ebenfalls Superman. Er hielt nicht nur eine Rede sondern moderierte zwischenzeitlich und fragte das Publikum „Was wisst ihr über Julian Assange?“ Von den insgesamt ca. 50 – 70 Anwesenden waren viele sehr gut informiert, und wer noch Nachholbedarf hatte, konnte sich am Infostand mit Flyern und persönlichen Gesprächen auf den neuesten Stand bringen, dabei etliche Petitionen unterschreiben und sich für den Newsletter anmelden (Anmeldung per Email an freeassange@mail.de).

Am offenen Mikro wurden Gedichte vorgetragen, es gab Reden und spontane Musik- und Redebeiträge, und die jungen Künstler Till & Finn gaben selbst geschriebene Songs zum Besten.

Sehr beliebt, nicht nur bei den Kindern, waren die bunten Free Assange-Ballons.

Am Ende der Veranstaltung wurden die Ballons mit Freiheits-Botschaften versehen kollektiv symbolisch losgelassen, so dass sie frei dorthin fliegen konnten, wohin sie sich vom Wind treiben lassen wollten. Diese Freiheit wünschen wir uns auch für Julian Assange.

Herzlichen Dank für die Bilder und Videos an Günter Oesterling, Anneliese Fikentscher, Heike Siecke, Frithjof N. u.a.

Nachtrag

Einige Links und Bilder haben uns noch nachträglich erreicht. Hier noch einige Eindrücke aus München:

Und aus Berlin:

Rede Uli Gellermann