Trotz ausdrücklicher Warnungen seiner Ärzte vor Ansteckungsgefahr mit Covid-19 will Richterin Vanessa Baraitser den gesundheitlich stark angeschlagenen Julian Assange dazu zwingen, an der kommenden Anhörung vor dem Westminster Magistrates‘ Court am 27.07.2020 per Videolink teilzunehmen.
Um zum Video-Übertragungsraum zu gelangen, muss Assange einen langen Weg durch das Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh zurücklegen, bekannt als britisches Guantanamo Bay, wo er weiterhin unschuldig gefangen gehalten wird, obwohl seine Haftstrafe wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen bereits seit dem 22.09.2019 beendet ist. Auf diesem Weg besteht eine erhöhte Ansteckungsgefahr. Der WikiLeaks-Journalist gehört aufgrund seiner massiv angegriffenen Gesundheit und einer bekannten Lungen-Vorerkrankung zur Covid-19 Risikogruppe. Die Wärter in Belmarsh tragen keine Schutzmasken und es sind bereits Todesfälle aufgrund von Covid-19 in Belmarsh bekannt. Schon seit vielen Monaten schlägt der UN-Sonderberichterstatter über Folter, Prof. Nils Melzer, Alarm wegen des lebensbedrohlichen gesundheitlichen Zustands des Australiers, und seitdem hat sich dessen Gesundheit nicht verbessert. Prof. Melzer hat im November 2019 auch den Deutschen Bundestag über die Lebensgefahr für Julian Assange informiert.
Die „Don’t Extradite Assange-Campaign“ hat eine Presseerklärung zur aktuellen Situation herausgegeben, hier die deutsche Übersetzung:
Julian Assange wird voraussichtlich per Videolink bei der Anhörung vor dem Westminster Magistrates‘ Court am Montag (27. Juli) erscheinen, entgegen medizinischer Ratschläge, dass er Gefahr läuft, sich mit Covid-19 zu infizieren. An den vorherigen Anhörungen konnte er wegen einer Lungeninfektion in Verbindung mit einer Vorerkrankung und dem Risiko, sich mit Covid-19 anzustecken nicht teilnehmen.
In den vergangenen 17 Wochen konnte Julian Assange sich nicht mit seinen Anwält*innen treffen, um seinen Auslieferungsfall vorzubereiten.
Die US-Auslieferungsanhörung gegen Assange begann im Februar und wird am 7. September im “Old Bailey” im Zentrum Londons für die Dauer von drei Wochen wieder aufgenommen. Es ist nicht klar, ob es Assange erlaubt sein wird, sich mit seinen Anwält*innen zu treffen, bevor die Auslieferungsanhörungen wieder aufgenommen werden.
WikiLeaks-Chefredakteur Kristinn Hrafnsson sagte: „Julian konnte 17 Wochen lang seine Anwält*innen nicht treffen. Nachdem er ein Jahr lang um einen Computer gebeten hatte, hat er nun einen bekommen dessen Tasten verklebt sind und bei dem die Tippfunktion deaktiviert ist. Die Unterlagen zum Prozess umfassen Zehntausende von Seiten, und Julian kann nicht einmal Notizen oder Anweisungen für seine Anwält*innen tippen. Bei jedem einzelnen Schritt werden ihm die Werkzeuge genommen, die Julian haben muss, um sich zur Wehr setzen zu können. Ich fordere den britischen Justizminister Robert Buckland auf, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um Beschränkungen aufzuheben, die Julian daran hindern, sich an seiner Rechtsverteidigung zu beteiligen und diese vorzubereiten.
Julian Assange ist auf halbem Wege durch den US-Auslieferungsfall, in dem er beschuldigt wird, Material von der Whistleblowerin Chelsea Manning erhalten und veröffentlicht zu haben, das Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen dokumentiert. Die Anklage bezieht sich auf die 2010 erfolgte Veröffentlichung des Kollateralmordes per Kampfhubschrauber-Kriegsverbrechen in Bagdad, die Korrespondenz der US-Botschaft sowie die Veröffentlichungen über Guantanamo Bay und die Kriege im Irak und in Afghanistan. Julian Assange drohen im Falle einer Verurteilung 175 Jahre Gefängnis in den Vereinigten Staaten.
US-Staatsanwälte sagen, dass sich Julian Assange nicht auf den verfassungsmäßigen Schutz der freien Presse in den USA verlassen kann, weil er kein US-Bürger ist. Berichten der Washington Post vom vergangenen Jahr zufolge stimmten mehrere Staatsanwälte, die an der Untersuchung mitgearbeitet haben, nicht mit der Entscheidung der Trump-Regierung überein, ihn nach dem Spionagegesetz von 1917 zu verfolgen.
Nach Angaben ehemaliger Beamter stellte die Obama-Regierung 2013 ihre Bemühungen ein, Julian Assange wegen der so genannten „Manning Leaks“ wegen der Auswirkungen auf die Pressefreiheit strafrechtlich zu verfolgen. Die Verteidigung argumentierte im Februar, dass die Entscheidung, Assange unter der Trump-Administration anzuklagen, politisch motiviert sei und im Zusammenhang mit einem allgemein scharfen Vorgehen gegen die Pressefreiheit in den Vereinigten Staaten stattfinde.
Organisationen, die sich für Pressefreiheit einsetzen, stimmen dem zu. Mit der US-Anklage gegen Assange wird ein neuer Präzedenzfall geschaffen, der normale journalistische Praktiken kriminalisiert. Der Fall hat bereits eine abschreckende Wirkung. Die Entscheidung, Assange anzuklagen, bedeutet, dass Nicht-US-Journalisten, die in ihren Heimatländern arbeiten, in den Vereinigten Staaten strafrechtlich verfolgt werden können, wo sie für die Ausübung ihrer Arbeit inhaftiert werden können.
Edward Fitzgerald QC (Doughty Street Chambers) und Florence Iveson (Matrix Chambers) werden zur Verteidigung vor Gericht erscheinen.
Kristinn Hrafnsson wird nach der Anhörung für Interviews zur Verfügung stehen.
Wie kann man unterstützen?
Mit freundlichem Gruß
Benno Thiel
Hallo Benno,
vielen Dank! Auf der Hauptseite sind Termine für Mahnwachen und Aktionen aufgelistet:
https://www.freeassange.eu/#events
Daran teilnehmen, und falls es in der eigenen Stadt keine gibt, selbst eine organisieren. Wir unterstützen gerne mit Tipps und Hilfestellungen zur Orga. Auf der Hauptseite kann man auch Material herunterladen, Flyer etc.
Sehr wichtig ist: Den Fall bekannt machen, darüber sprechen. Auf den Mahnwachen kann man die Öffentlichkeit informieren, durch persönliche Gespräche, Flyer etc.
Wichtig ist auch, im eigenen Umfeld zu informieren, Freunde, Familie, Nachbarn etc. Da die Mainstream Medien noch zu häufig dazu schweigen oder nicht ausreichend berichten, muss die Wahrheit auf anderem Wege ans Licht gebracht werden. Jede/r kann dabei helfen, und jede Stimme zählt.
Eine weitere wichtige Hilfe ist, den Kontakt zu Politiker*innen suchen, ihnen den Fall schildern und zum Eingreifen auffordern. Ihre Aufgabe ist es, im Interesse der Bürger*innen zu handeln, und was ist mehr im Interesse der Allgemeinheit als sich für Grundrechte und Demokratie einzusetzen? Am besten kontaktiert man Politiker*innen erfahrungsgemäß telefonisch, persönlich oder per Brief.
Man sollte sich auch an gemeinnützige Organisationen, NGOs, Amnesty International, Human Rights Watch, Kirchen oder auch an Prominente wenden und sie bitten, ihre Stimme für Julian Assange und Gerechtigkeit einzusetzen. Medien kontaktieren und angemessene Berichterstattung einfordern, sich höflich an die britischen Behörden wenden und um Stellungnahme bitten. Und anschließend Julian Assange einen Brief ins Hochsicherheitsgefängnis schreiben (Briefe werden tatsächlich wieder zugestellt), von den Aktionen für ihn berichten und ihm Mut machen.
Wir stehen gerne für weiteren Austausch zur Verfügung und freuen uns über Berichte von Free Assange-Aktionen!
Viel Erfolg und herzliche Grüße
Isi W.
Free Assange Committee Germany
Ihr veröffentlich nur euch genehme Zuschriften! [REST DES KOMMENTATORS VOM MODERATOR GELÖSCHT]
Ja. Denn auf der Startseite des Blogs steht, dass der Blog von Aktivisten für Aktivisten ist. Außerdem waren deine Kommentare ein eher unglücklicher Start in eine Diskussion. Ich will die anderen Leser nicht verstören, aber ich will dir auch antworten.
Zu deinen Argumenten: Die meisten Leute, mit denen ich über den Fall geredet habe, kennen den Fall entweder gar nicht oder nur oberflächlich.
Ein UN-Sonderberichterstatter hatte übrigens auch erst eine ähnlich ablehnende Haltung gegenüber Julian Assange. Was seine Meinung geändert hat, erklärt er hier: https://youtu.be/8aSJCI-ik7Q?t=331
Vergiss bitte auch nicht, dass die USA, die Julian ausgeliefert haben wollen, auch behauptet haben, dass es Massenvernichtungswaffen im Irak gebe. Das war gelogen; Konsequenz: Krieg und Kriegsverbrechen. Du willst also auf das Wort von Lügnern vertrauen? Pompeo, Außenminister der USA und Gegner von WikiLeaks und Julian Assange gab ja auch schon in einer Rede schamlos zu, dass die CIA gelogen, bettrogen und gestohlen hat. An solche Regierungen würde ich niemanden ausliefern. Das ist außerdem laut britischer Gesetzeslage verboten, da es ein politischer Fall ist.
Daher meine Bitte: Beschäftige dich tiefgehender mit dem Fall.
Ein paar Vorschläge hierfür: https://freeassange.eu/#media